Als am 27. Mai 1945 acht überlebende Musiker des Holocaust drei Wochen nach dem Ende des Nazi-Jochs ihr erstes Konzert gaben, sollte die Welt wissen: Hier sind wir! Das sind unsere Leute! Das ist unser Schicksal! Für ihre Botschaft wählten sie die Universalsprache der Musik. Sie nannten es Befreiungskonzert, Liberation Concert.
Der Förderverein Liberation Concert hat diese Botschaft aufgenommen und aus ihr eine generationenübergreifende Wissens- und Werteinitiative entwickelt, der sich immer mehr Menschen anschließen, und das nicht nur in Bayern. Das Projekt Liberation Concert richtet sich vor allem an Jüngere, und lädt sie ein, aktive, zeitgemäße und in die Zukunft gerichtete interkulturelle Formen des Erinnerns und Gedenkens zu entwickeln.
Unter dem Motto Menschlichkeit, Würde, Hoffnung feierten wir im Mai 2023 unter anderem das 75. Jubiläum der Gründung Israels. Für einen eigenen Staat – Eretz Israel – hatten sich auch die Mitglieder des jüdischen DP-Orchesters stark gemacht. Endlich wollten sie selbstbestimmt ein Leben in Frieden und Freiheit führen.
Seit dem 7. Oktober 2023, als die Terrororganisation Hamas Israel angriff, ist die Existenz dieser einzigen Demokratie des Nahen Ostens in größter Gefahr. Die Bilder von enthaupteten Kindern, toten oder verschleppten Jugendlichen, Erwachsenen wie älteren Menschen, ließen schlagartig an der Menschlichkeit und einem friedvollen Miteinander zweifeln. Dies umso mehr, da auch wir feststellen mussten, dass die Solidarität mit Jüdinnen und Juden einen bitteren Tiefpunkt erreicht hat, weltweit, aber gerade auch in Deutschland. Ausgerechnet!
Dass es nicht ausreicht, es allein bei dem millionenfach verbreiteten „Nie wieder!“ zu belassen, war uns von Beginn an bewusst, ebenso, wie wir uns heute darüber im Klaren sind, die Inhalte unserer bisherigen Bemühungen auf den Prüfstand stellen zu müssen, sie gegebenenfalls zu verändern und Sichtweisen nochmals zu erweitern und anzupassen. Jetzt erst recht! Dies bestätigten uns auch die Überlebenden des Holocaust, deren Kinder und Enkel, unter ihnen auch Nachfahren der ehemaligen DP-Orchestermusiker rund um den Globus. Mit Erschrecken stellen sie wie wir fest, dass es vor allem die Kulturschaffenden sind, die sich in dröhnendes Schweigen hüllen.
Dabei ist es gerade die Musik, gestern wie heute, die Botschaften des Friedens, der Menschlichkeit und Würde vermitteln kann. Für uns und unsere Mitstreiter ist diese Botschaft der größte Ansporn, aktueller denn je.
Mit hoffnungsfrohen Grüßen
Karla Schönebeck
Vorstand des Fördervereins Liberation Concert e. V.
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